Am Ziegelofen
Der folgende Text ist eine Erweiterung des Beitrags zum Frättingsdorfer Ziegelwerk vom 18. Juli. Von Frättingsdorf angeregt soll eine Tour durch das Weinviertel zeigen, was von der einst hier blühenden Ziegelindustrie noch erhalten ist. Im Besonderen soll es um die Hoffmannschen Ringziegelöfen gehen. In Gerhard A. Stadlers Standardwerk "Das industrielle Erbe Niederösterreichs" aus dem Jahr 2006 werden für das Weinviertel folgende Standorte von Ringöfen - bzw. Resten davon - genannt:
Bullendorf
Frättingsdorf
Gänserndorf
Loidesthal
Neubau-Kreuzstetten
Stillfried
Zistersdorf
Um es vorwegzunehmen: das Ergebnis dieser Bestandsaufnahme war ernüchternd. Aber beginnen wir unsere Rundreise in Gänserndorf: Hier erinnert zunächst das "Schönkirchner Tor" an die einstige Ziegelei. Zwei aus Ziegeln gemauerte Säulen flankieren als postmoderne Interpretation eines Stadttores die Ausfallsstraße nach Schönkirchen. Unweit davon liegt das Gelände des bis zu Beginn der Siebziger Jahre in Betrieb befindlichen Werks. Als einziger nennenswerter Rest steht inmitten des grünen Dickichts der Ofenstock des ehemaligen Ringofens - erhalten mit zwölf Einkarröffnungen und durchgehendem Brennkanal. Oberboden und Schlot dagegen sind schon längst verschwunden:
Nächste Station Stillfried an der March: Hier verhält es sich gewissermaßen umgekehrt: Der Schornstein des ursprünglichen Ringofens steht noch, der eigentliche Ofen wurde 1971 durch eine neue Anlage (Tunnelofen)ersetzt. Heute finden hier Flohmärkte statt:
Traurig das Ergebnis an den nächsten drei Schauplätzen: In Loidesthal erkennt man deutlich die Hänge, an denen der Lehm gestochen wurde; Baulichkeiten des um 1900 errichteten Ziegelwerks aber gibt es keine mehr, Einfamilienhäuser machen sich stattdessen breit.
Auch vom bemerkenswerten Ziegelwerk in Zistersdorf, zuletzt nur mehr eine Ruine, steht nichts mehr. An seiner Stelle wurde jüngst eine Müllverbrennungsanlage errichtet:
Der ruinöse Ziegelofen in Bullendorf wurde ebenfalls abgetragen: heute eine Gstätten mit dürftigen Mauerresten:
Bleiben noch die Anlagen in Frättingsdorf und Neubau-Kreuzstetten. Zu Frättingsdorf siehe den Beitrag weiter unten; was schließlich Neubau-Kreuzstetten betrifft, so darf sich der Liebhaber historischer Industrie hier endlich freuen: Der komplett erhaltene Ringofen ist in bestem Zustand und wird vom Eigentümer vorbildlich gepflegt!
staubfänger - 11. Aug, 20:14