Rückblick: Abbrüche im ersten Halbjahr 2009
Heute endet die erste Hälfte des Jahres 2009 - Gelegenheit um auf die jüngsten Abbrüche auf dem Gebiet der Industriearchitektur hinzuweisen. Die Verluste auf diesem Gebiet schreiten weiter munter fort...
Wien - Besonders bedauerlich scheint mir der Abriß der ehem. Lohnerwerke in Floridsdorf, Donaufelder Straße 73-79, zuletzt Produktionsstandort der Bombardier GmbH. Floridsdorf hat ja bereits den Großteil der Zeugen seiner großen industriellen Vergangenheit verloren, nun ist auch der traditionelle Standort Lohnerwerke Vergangenheit. Lohner, das legendäre Fahrzeugbauunternehmen, hatte Ende des 19. Jahrhunderts in Floridsdorf seine Werkstätten errichtet, nachdem der bisherige Standort im 9. Bezirk zu klein geworden war (Dort, in der Porzellangasse 2, am ehemaligen Direktionsgebäude prangt übrigens noch immer der Firmenschriftzug). Zur Bedeutung des Unternehmens sei nur angeführt, daß zur Zeit der Jahrhundertwende niemand geringerer als Ferdinand Porsche hier tätig war.
1971 übernahm der kanadische Bombardier-Konzern das Werk und produzierte hier bis voriges Jahr Schienenfahrzeuge. Nach seiner Übersiedlung an einen neuen Standort im 22. Bezirk beschloss die Gemeinde Wien hier die Errichtung einer Wohnhausanlage. Im Februar dieses Jahres schließlich fuhren die Abbruchbagger auf.
Architektonisch waren die verbliebenen Werkshallen kein Fall für den Denkmalschutz - es handelte sich um Typenbauten aus der Zeit der Jahrhundertwende (wobei: selbst solche Standardbauten sind mittlerweile selten!). Bedauerlich ist trotzdem, dass nun nichts Greifbares mehr an das Pionierunternehmen Lohner in Floridsdorf erinnert - und selbst wenn es im besten Fall eine Strassenbenennung geben sollte, so scheint das doch eher dürftig.
Von Floridsdorf nach Liesing: An der südlichen Wiener Stadtgrenze lag das Gelände der ehem. ÖFA Akkumulatoren GmbH, wo bis 2004 Autobatterien erzeugt wurden. Den dominierenden Mittelpunkt der Anlage bildete das 1917 nach Plänen von Hubert Gessner errichtete Kohlekraftwerk, ein blockhafter Sichtziegelbau mit turmartigen Schlotsockeln, der trotz späterer Umbauten noch immer ein wichtiger Zeuge für das hohe Formbewußtsein dieses Architekten war. Gessner war ein Schüler Otto Wagners und schuf zwischen 1900 und 1930 einige der bedeutendsten Industriebauten des Landes - darunter die vorbildlich gepflegte Sargfabrik in der Breitenfurter Straße (Wien Liesing) und die leider schwer baufälligen Hammerbrotwerke in Schwechat. Seinen beeindruckenden Liesinger Kraftwerksbau kann man seit März überhaupt nicht mehr studieren.
Dass immer öfter auch Bauwerke der Nachkriegszeit abgebrochen werden (müssen), ist kein Geheimnis. Erwischt hat es nun - fast gleichzeitig - die beiden Postverteilerzentren am West- bzw. Südbahnhof. Dies eine Folge der laufenden "Bahnhofsoffensive" bzw. der Umstrukturierungs-
maßnahmen bei der Post.
Das Postzentrum in der Gasgasse beim Westbahnhof wurde 1951-56 nach Plänen von Josef Langhof errichtet - in den schlichten, eher unauffälligen Formen der Zeit. Friedrich Achleitner äußert sich in seinem Architekturführer lobend über die geschickte Raumorganisation im Inneren - schade ist es vor allem um das komplexe System von Förderbändern und Verteilereinrichtungen, die ohne Zweifel ein technisches Denkmal der 50er Jahre dargestellt haben.
Ein noch mächtigeres Bauwerk war das Postzentrum beim Südbahnhof - und dementsprechend aufwändig und langwierig gestalteten sich die Abbrucharbeiten. Auch wenn es um den typischen 70er-Jahre-Klotz nicht wirklich schade ist, etwas bedrückend wirken Bilder des sterbenden Gebäudes denn doch...
Wien - Besonders bedauerlich scheint mir der Abriß der ehem. Lohnerwerke in Floridsdorf, Donaufelder Straße 73-79, zuletzt Produktionsstandort der Bombardier GmbH. Floridsdorf hat ja bereits den Großteil der Zeugen seiner großen industriellen Vergangenheit verloren, nun ist auch der traditionelle Standort Lohnerwerke Vergangenheit. Lohner, das legendäre Fahrzeugbauunternehmen, hatte Ende des 19. Jahrhunderts in Floridsdorf seine Werkstätten errichtet, nachdem der bisherige Standort im 9. Bezirk zu klein geworden war (Dort, in der Porzellangasse 2, am ehemaligen Direktionsgebäude prangt übrigens noch immer der Firmenschriftzug). Zur Bedeutung des Unternehmens sei nur angeführt, daß zur Zeit der Jahrhundertwende niemand geringerer als Ferdinand Porsche hier tätig war.
1971 übernahm der kanadische Bombardier-Konzern das Werk und produzierte hier bis voriges Jahr Schienenfahrzeuge. Nach seiner Übersiedlung an einen neuen Standort im 22. Bezirk beschloss die Gemeinde Wien hier die Errichtung einer Wohnhausanlage. Im Februar dieses Jahres schließlich fuhren die Abbruchbagger auf.
Architektonisch waren die verbliebenen Werkshallen kein Fall für den Denkmalschutz - es handelte sich um Typenbauten aus der Zeit der Jahrhundertwende (wobei: selbst solche Standardbauten sind mittlerweile selten!). Bedauerlich ist trotzdem, dass nun nichts Greifbares mehr an das Pionierunternehmen Lohner in Floridsdorf erinnert - und selbst wenn es im besten Fall eine Strassenbenennung geben sollte, so scheint das doch eher dürftig.
Von Floridsdorf nach Liesing: An der südlichen Wiener Stadtgrenze lag das Gelände der ehem. ÖFA Akkumulatoren GmbH, wo bis 2004 Autobatterien erzeugt wurden. Den dominierenden Mittelpunkt der Anlage bildete das 1917 nach Plänen von Hubert Gessner errichtete Kohlekraftwerk, ein blockhafter Sichtziegelbau mit turmartigen Schlotsockeln, der trotz späterer Umbauten noch immer ein wichtiger Zeuge für das hohe Formbewußtsein dieses Architekten war. Gessner war ein Schüler Otto Wagners und schuf zwischen 1900 und 1930 einige der bedeutendsten Industriebauten des Landes - darunter die vorbildlich gepflegte Sargfabrik in der Breitenfurter Straße (Wien Liesing) und die leider schwer baufälligen Hammerbrotwerke in Schwechat. Seinen beeindruckenden Liesinger Kraftwerksbau kann man seit März überhaupt nicht mehr studieren.
Dass immer öfter auch Bauwerke der Nachkriegszeit abgebrochen werden (müssen), ist kein Geheimnis. Erwischt hat es nun - fast gleichzeitig - die beiden Postverteilerzentren am West- bzw. Südbahnhof. Dies eine Folge der laufenden "Bahnhofsoffensive" bzw. der Umstrukturierungs-
maßnahmen bei der Post.
Das Postzentrum in der Gasgasse beim Westbahnhof wurde 1951-56 nach Plänen von Josef Langhof errichtet - in den schlichten, eher unauffälligen Formen der Zeit. Friedrich Achleitner äußert sich in seinem Architekturführer lobend über die geschickte Raumorganisation im Inneren - schade ist es vor allem um das komplexe System von Förderbändern und Verteilereinrichtungen, die ohne Zweifel ein technisches Denkmal der 50er Jahre dargestellt haben.
Ein noch mächtigeres Bauwerk war das Postzentrum beim Südbahnhof - und dementsprechend aufwändig und langwierig gestalteten sich die Abbrucharbeiten. Auch wenn es um den typischen 70er-Jahre-Klotz nicht wirklich schade ist, etwas bedrückend wirken Bilder des sterbenden Gebäudes denn doch...
staubfänger - 1. Jul, 20:26
Lohnerwerke